Autoren: Ibenthal, Kehmann, Backhaus
Kategorie: Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit
Chair: Schweppe
Beitragskurzfassung:
Demenzbegleitende Symptome, wie z.B. Aggressionen und Depressionen, führen im Pflegealltag häufig zu Konfliktsituationen zwischen den Betroffenen und ihren Pflegenden. Zur Verbesserung der Symptome hat sich der Einsatz von Musik bewährt (1). In stationären Pflegeeinrichtungen wird Musik jedoch vorwiegend in Gruppentherapien eingesetzt, in denen z. B. gemeinsam gesungen wird. Das Hören der eigenen Lieblingsmusik findet nur noch sporadisch statt, da Menschen mit Demenz mit fortschreitender Erkrankung konventionelle Musiksysteme nicht mehr bedienen können. Dabei kann sich besonders personalisierte Musik positiv auf das Verhalten der Betroffenen auswirken (2). Aufgrund dessen wurde an der FH Münster ein Musiksystem entwickelt, das Menschen mit Demenz ein regelmäßiges Hören ihrer Lieblingsmusik ermöglicht.
In der vorgestellten Pilotstudie wurden nun erstmals die Auswirkungen des Musiksystems auf die neuropsychiatrischen Symptome von Menschen mit Demenz untersucht, um dessen Potenzial zur Verbesserung der Arbeitssituation in der stationären Pflege zu bestimmen.
Dafür erhielten 14 Menschen mit Demenz für acht Wochen ein personalisiertes Musiksystem, das von den Pflegekräften während der Pflege eingesetzt wurde. Eine Kontrollgruppe gleicher Größe erhielt keine Musiksysteme. In beiden Studiengruppen bewerteten die Pflegekräfte vor und nach der Intervention sowie nach vier Wochen Follow-up die neuropsychiatrischen Symptome der Bewohner mit dem NPI-Q (3). Die Bedienung der Musiksysteme wurde in Log Files gespeichert.
Die Musiksysteme wurden durchschnittlich 1.6 (SD = 1.3) Mal pro Tag bedient. Veränderungen im Gesamtschweregrad der neuropsychiatrischen Symptome konnten nicht ausreichend identifiziert werden. Bei den Bewohnern, die ein personalisiertes Musiksystem erhielten, reduzierten sich jedoch die Wahnvorstellungen und Schlafstörungen.
Die Pilotstudie hat das Potenzial der Musiksysteme aufgezeigt, ausgewählte neuropsychiatrische Symptome von Menschen mit Demenz positiv zu beeinflussen. Langfristig können dadurch herausfordernde Situationen im Pflegealltag reduziert und die emotionale Beziehung zwischen Bewohnern und Pflegenden verbessert werden.
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Zeitfenster der Veranstaltung (1)
Raum 5
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Ibenthal, Kehmann, Backhaus